Das war mal Infotainment der besseren Art: Vor rund 100 Gästen in einem Hörsaal der Fachhochschule Wedel plauderte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen aus dem Nähkästchen. Die Besucherinnen und Besucher der vom CDU-Kreisverband mit Unterstützung des Stadtverbandes durchgeführten Veranstaltung hörten dabei keinen trockenen Frontalvortrag mit sattsam bekannten Politik-Statements, sondern einen munteren Ministerdialog mit dem Kreisvorsitzen und Landtagsabgeordneten Martin Balasus.
Es gab Einblicke in laufende Projekte, die in den Medien nicht häufig zu finden sind. Das Thema „Batteriefabrik“ ist ein Beispiel. Nach der Insolvenz des Unternehmens Northvolt sah es um das mit erheblichen Landesmitteln geförderte Projekt lange düster aus. Doch der US-amerikanische Batteriehersteller Lyten hat sich vorgenommen, alle verbliebenen Standorte, einschließlich der im Bau befindlichen Anlage in Heide zu übernehmen.
„Ich bin bereit, jeden Meter dafür zu laufen, dass das Projekt doch zum Erfolg wird“, sagte der Minister. Denn schließlich gehe es um insgesamt etwa 12.000 Arbeitsplätze und 900 Millionen Euro Wertschöpfung für das Land. „Ich habe schon persönlich mit dem CEO von Lyton gesprochen und habe einen guten Eindruck“, so Madsen. Jetzt komme es darauf an, wie die Bundesregierung und Investoren sich in der Sache verhalten.
Mit einem kleinen Blick zurück, rechtfertigte der Minister noch einmal deutlich die Entscheidung des Landes, sich auf finanziell zu engagieren. „Klar ist doch: Batterien werden immer mehr gebraucht. Wollen wir uns tatsächlich damit zufriedengeben, dass sie immer von unseren chinesischen und amerikanischen Freunden geliefert werden und wir nur Kohl anbauen? Das ist nicht der richtige Weg. Es war sinnvoll, diese damals in Aussicht stehende größte Firmenansiedlung in der schleswig-holsteinischen Geschichte zu unterstützen. Das wollten wir alle über Parteigrenzen hinweg – in Schleswig-Holstein und im Bund“, so der Minister und: „Wenn wir alles nur ohne Risiko anfangen wollen, dann können wir unseren Laden zumachen.“
„Risiko“, „Mut“, „Selbstvertrauen“, „positives Denken“ – diese ermunternden Begriffe zogen sich wie ein roter Faden durch den Dialog. „Wir können stolz sein auf das, was wir machen und was wir sind. Wir sollten uns damit identifizieren und daran festhalten. Wenn wir es verlieren, droht Orientierungslosigkeit“, argumentierte der Minister, denn „Wirtschaft ist zu einem Großteil Psychologie.“
Der Minister kritisierte, dass in Deutschland viele Menschen viel zu viele Bedenken tragen. Am Beispiel der Fehmarn-Feld-Querung machte er den Vergleich mit Dänemark auf. Als im Vorfeld Meinungen zu dem Tunnel-Projekt bei den Bürgerinnen und Bürgern abgefragt worden waren, kamen aus Deutschland rund 12.600 Einwendungen, zumeist negativ – aus Dänemark kam 42mal Resonanzen, von denen 40 positiv waren.
Claus Ruhe Madsen räumte unumwunden ein, dass es Unternehmerinnen und Unternehmern durch die bürokratischen Verhältnisse in Deutschland nicht einfach gemacht werde. In diesem Zusammenhang ermunterte er das Publikum (und die Gesellschaft) zu mehr Mut zur Digitalisierung. „Es herrscht eine zu große Angst vor zu wenig Datenschutz. Dabei ist die analoge Welt nicht sicherer als die digitale. Und durch eine konsequente Digitalisierung könnten Milliarden gespart werden. In Dänemark bekommen alle Bürgerinnen und Bürger am gleichen Tag ihre Steuererklärung – in Deutschland fragte das Finanzamt bei mir erst noch einmal nach, was in den letzten fünf Jahren schon gefragt hat“, so Madsen.
Für alle Kommunen hatte der Wirtschaftsminister einen Ratschlag parat, wie sie Firmen das Leben leichter machen können. Sie sollten jeder Firma einen einzigen Ansprechpartner, einen "Kümmerer", zur Seite stellen, der sämtliche Verwaltungsfragen für sie abwickele. Der könne dann anstatt des Unternehmers in den unterschiedlichen Abteilungen der Verwaltung alle offenen Fragen klären, statt den Unternehmer von Abteilung zu Abteilung zu schicken.
Und von den Verantwortlichen vor Ort aus Kommunalpolitik und Verwaltung forderte er eine intensive, wohlwollende Betreuung der bereits ansässigen Unternehmen. Madsen: „Einer Firma eine Expansion zu ermöglichen, ist hundertmal einfacher als eine Neuansiedlung.“
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